Die Sony Alpha 1 wurde zwar schon 2021 vorgestellt, doch ist bis heute noch das Flagship Modell aus dem Hause Sony. Mit dem 50 MP Stacked Sensor, 30 Bildern pro Sekunde, 8K Video und vielen weiteren Features muss sie sich auch drei Jahre später – zumindest auf dem Papier – nicht vor der Konkurrenz verstecken. Doch wie schlägt sich die Kamera in der Praxis? Ich hatte sie für rund zwei Wochen im Einsatz und möchte hier von meinen Erfahrungen berichten.
Gehäuse und Bedienung
Die Sony A1 kommt mit ganzen vier Wahlrädern und etlichen Knöpfen, die frei belegt werden können. Hier hat man spürbar mehr Flexibilität als mit einer Canon R5 oder Nikon Z8. Das Schulterdisplay habe ich allerdings bei der Sony A1 des öfteren etwas vermisst, da ich das sehr gerne nutze, um kurz die wichtigsten Einstellungen zu überprüfen. Sehr gerne habe ich auch die „Zebras“ genutzt, welche einem bereits während der Aufnahme zeigen, welche Bereiche des Fotos überbelichtet werden. Besonders in Kombination mit dem 400mm f/2.8 Objektiv war ich froh, dass die Kamera auch deutlich kürzere Verschlusszeiten als 1/8000 Sekunde zulässt – nämlich bis zu 1/32’000 Sekunde. Dies hat mir auch im Gegenlicht ausgereicht.
Der Blackout-freie Sucher löst deutlich höher auf als diejenigen der Konkurrenz und ist angenehm gross. Der Bildschirm lässt sich nach oben oder unten schwenken, leider ist dies jedoch nur im Querformat möglich. Wenn man also im Hochformat ein schwenkbares Display braucht, ist man z.B. mit der neueren Sony A9 III besser bedient. Vom Gewicht und Grösse ähnelt die Sony A1 sehr der Canon R5, allerdings liegt mir letztere angenehmer in der Hand, die Sony wirkt etwas „kantiger“.
Bildqualität
Ich habe keine Studio-Test gemacht, aber in der Praxis war ich mit der Bildqualität sehr zufrieden. Der 50 Megapixel-Sensor liefert viele Details und gleichzeitig ein relativ geringes Bildrauschen, hier habe ich kaum Unterschiede gegenüber meiner R5 feststellen können. Auch die Farbwiedergabe empfand ich als sehr angenehm und einen Rolling Shutter Effekt konnte ich nie feststellen.
Autofokus
Auch beim Autofokus habe ich nichts zu meckern. Meist erkennt er die Motive problemlos und verfolgt diese auch zuverlässig. Besonders im Gegenlicht war er spürbar robuster und treffsicherer als der meiner Canon R5. Einzig die Tatsache, dass man bei der Motiverkennung manuell zwischen „Tier“ und „Vogel“ umstellen muss, kann etwas mühsam sein, besonders wenn man Säugetiere und Vögel fotografiert. Diese Umstellung lässt sich aber (wie so viele andere Funktionen) auf eine beliebige Taste legen. Natürlich sind 10 Tage nicht genug Zeit, um ein abschliessendes Urteil über den Autofokus der Kamera zu fällen. Aber wenn ich die Wahl zwischen Canon R5, Nikon Z8/Z9 und Sony A1 hätte, würde ich für Actionshots zur Sony greifen.
Serienbild und Puffer
Die Sony A1 hat zwei Kartenschächte, welche beide sowohl mit SD- oder CFexpress Typ A Karten benutzt werden können. Dies ist zwar sehr flexibel, leider zahlt man für die CFexpress Typ A Karten deutlich mehr als für CFexpress Typ B Karten – auch wenn letztere nochmal schneller sind. In der Praxis war dies jedoch für mich kein Problem, da die Kamera auch nachdem der Puffer erreicht wird immer noch zügig weiter fotografiert. In den ersten 5 Sekunden hielt die Kamera problemlos mit 30fps durch, ich in einem Zeitraum von 20 Sekunden konnte ich rund 400 Fotos machen – also ein Durchschnitt von 20 Bildern pro Sekunde. Diese Tests habe ich mit dem komprimierten RAW gemacht (mit dem unkomprimierten RAW erhält man „nur“ 20 fps).
Video
Im Videobereich habe ich wohl nur die Oberfläche von dem gekratzt, was die Kamera eigentlich kann. So filmt die A1 mit 8K 30fps, diese Auflösung habe ich jedoch nie gebraucht. Mein Favorit sind die 4K 120fps, welche mir eine angenehme Zeitlupe ermöglichen. Im Gegensatz zu Canon wird dabei erfreulicherweise auch Ton aufgezeichnet. Leider steht im Videomodus keine Tier- oder Vogelerkennung zur Verfügung, man muss das zu verfolgende Motiv also selbst auswählen (oder darauf hoffen, dass die Kamera auch ohne Vogelerkennung das richtige Motiv findet).
Fazit
Die Sony A1 ist von all den Kameras die ich bis jetzt getestet habe, mein Favorit für die Vogelfotografie (vor allem wenn Action im Spiel ist). Wenn man hingegen viel freihand mit Teleobjektiven filmt (nicht fotografiert), dann hat sie gegen eine R5 und vor allem Z8/Z9 das Nachsehen. Der Strassenpreis ist mit aktuell rund 6700 CHF bzw. 7300 Euro meiner Meinung nach recht hoch – auch wenn man bei der Kamera im Fotomodus kaum Kompromisse eingehen muss.
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