Fotografiert man nicht mit der Sonne im Rücken, sondern genau in die entgegengesetzte Richtung – also ins Gegenlicht – können sehr stimmungsvolle und ausdrucksstarke Fotos entstehen. Auch häufige Arten, wie Stockenten, Blässhühner oder Höckerschwäne erscheinen wortwörtlich in einem neuen Licht. Lange habe ich mich aber etwas davor gescheut, mich an solchen Aufnahmen zu versuchen und habe mich mehr auf die “normalen” Fotos konzentriert. Der Grund dafür war, dass das Fotografieren im Gegenlicht definitiv etwas anspruchsvoller ist. Daher möchte ich dir hier einige Tipps geben, die ich während der letzten Jahre gelernt habe.
Tipp #1: Kenne das Verhalten der Vögel
Zugegeben, dies gilt nicht nur für Aufnahmen im Gegenlicht, sondern für jede Art der Vogelfotografie. Doch da im Gegenlicht die Körperhaltung oft noch wichtiger ist als bei normalen Aufnahmen (da man die Farben des Gefieders nicht mehr sieht), ist dieser Tipp hier umso wichtiger. Im Frühling balzen zum Beispiel viele Wasservögel und Singvögel singen von Baumspitzen – diese erhöhte Aktivität und besonderen Körperhaltungen eignen sich bestens für Gegenlichtaufnahmen.
Im Frühjahr kann man Blässhühner oft bei Kämpfen beobachten und fotografieren.
Tipp #2: Plane die Foto-Session
Schaue schon tagsüber bei der Location vorbei. Wo wird am nächsten Morgen die Sonne aufgehen (das ändert sich im Verlaufe des Jahres)? Kannst du dich gut so platzieren, dass du möglichst direktes Gegenlicht hast? Was für einen Hintergrund erhältst du dann?
Tipp #3: Nutze das erste und letzte Licht
Dies gilt zwar (fast) immer, wenn man im Gegenlicht fotografiert ist dies aber noch wichtiger. Oft fotografiere ich nur die ersten 20-25 Minuten nach Sonnenaufgang bzw. vor Sonnenuntergang im Gegenlicht. Nachher wird das Licht für meinen Geschmack oft schon zu hart und die schönen orange-roten Farben sind nicht mehr zu sehen. Falls es möglich ist, gehe ich dann aber nicht direkt nach Hause, sondern fotografiere noch weitere 20-30 Minuten mit der Sonne im Rücken.
Je tiefer die Sonne steht, desto eher kann man auch den Sonnenball bzw. dessen Spiegelung ins Bild nehmen.
Tipp #4: Weissabgleich anpassen
Der automatische Weissabgleich führt in der goldenen Stunde oft zu kälteren Farben, als wir es vor Ort erleben. Ich würde dir daher raten, den Weissabgleich bei deiner Kamera entweder auf “Tageslicht” oder “Bewölkt” einzustellen. Wenn du im RAW fotografierst, kannst du dies natürlich auch in Lightroom oder Capture One noch ändern. Aber ich persönlich habe lieber schon in der Kamera ein möglichst gutes Ergebnis.
Tipp #5: Experimentiere mit dem Bildausschnitt
Gerade bei Gegenlicht kann es oft gut aussehen, wenn du etwas mehr Platz um den Vogel lässt. So kommt die Stimmung besser zur Geltung und wirkt noch intensiver. Bei Aufnahmen von Wasservögeln lasse ich gerne nach unten etwa mehr Platz, um möglichst viele und grosse Flares ins Foto zu bringen.
Durch eine relativ kurze Brennweite (300 mm) kommt die Morgenstimmung mit den intensiven Farben besser zur Geltung.
Ich hoffe, ich konnte dir einige wichtige Tipps für die Tierfotografie im Gegenlicht geben. Nun liegt es an dir, diese auch umzusetzen!
Falls du noch mehr darüber lernen möchtest, wie ich beim Fotografieren im Gegenlicht genau vorgehe (Kameraeinstellungen, Aufnahmeposition, Wahl der Brennweite) dann schau dir doch mal meinen Videokurs an. In einer der Lektionen beschäftige ich mich intensiv mit dem Fotografieren von Wasservögeln im Gegenlicht und zeige dir auch, wie ich die Fotos anschliessend bearbeite.
Und für Leute, die lieber lesen als Videos schauen gibt es auch noch mein E-Book über Vogelfotografie.
Hast du weitere Tipps oder Erfahrungen fürs Fotografieren im Gegenlicht? Hättest du gerne in der Zukunft einen weiteren Blogeintrag zu einem ähnlichen Thema? Dann schreib es mir doch unten in die Kommentare!
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