Die Kameraindustrie entwickelt sich stetig weiter. Während über Jahrzehnte Spiegelreflexkameras den Markt dominierten, wurden diese in den 2000er Jahren durch die digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) verdrängt. Nun scheinen diese durch Spiegellose Systemkameras (DSLM) abgelöst zu werden. Doch sind DSLRs wirklich schon Dinosaurier? Können Sie mit der aktuellen Technik doch noch mithalten? Wie schlagen sie sich im Bereich Autofokus, Serienbild, Verschluss und Preis gegen die „revolutionären“ spiegellosen Kameras? Wie schneidet zum Beispiel der elektronische Sucher im Vergleich zum optischen ab und welche Vorteile und Nachteile ergeben sich bei der Vogelfotografie und Naturfotografie allgemein? Hier einige Gedanken über die Zukunft der Kameratechnik.
Der Sucher:
Gibt man einem „eingefleischten“ DSLR-Fotografen zum ersten mal eine spiegellose Systemkamera in die Hand, so wird ihm wohl als allererstes der elektronische Sucher auffallen. Während man bei Spiegelreflexkameras einen optischen Sucher hatte, bei dem man über mehrere Spiegel oder ein Pentaprisma sein Motiv betrachten konnte, findet sich bei spiegellosen Kameras an dessen Stelle ein digitaler Sucher in Form eines Monitors wieder. Als ich das erste Mal durch den Sucher meiner R5 schaute, war dies jedoch alles andere als ein spektakulärer Augenblick – dafür kam es mir schlichtweg zu „gewohnt“ vor. Natürlich merkte ich, dass es sich um einen elektronischen Sucher handelte, doch die Farbwiedergabe und Auflösung war so gut, dass dies eben nicht negativ auffiel. Die Vorteile, welcher ein elektronischer Sucher mit sich bringt, wie z.B. eine Belichtungsvorschau, die Möglichkeit ein Histogramm einblenden zu lassen, oder Kameraeinstellungen im Menu zu verändern, ohne das Auge vom Sucher nehmen zu müssen, schätze ich je länger je mehr.
Der (fehlende) Spiegel:
Wie der Name ja schon verrät, ist quasi der Hauptunterschied der beiden Kamerasysteme der Spiegel, bzw. dessen Nichtvorhandensein. Dadurch gelangt permanent Licht auf den Bildsensor – eine Grundvoraussetzung für den elektronischen Sucher. Da beim Auslösen kein Spiegelschlag mehr erfolgt, kommt es zu weniger Vibrationen und somit zu potentiell schärferen Fotos. Ein sehr angenehmer Nebeneffekt ist auch, dass die Kamera dadurch merklich leiser wird. Einige Vollformat-Spiegelreflexkameras – besonders diejenigen der 1er Serie – haben in der Vergangenheit schon manches Tier verscheucht…
Serienbild und Autofokus:
Durch den Wegfall des Spiegels sind einige der spiegellosen Kameras auch deutlich schneller geworden als ihre DSLR-„Geschwister“ oder Vorgänger. So schafft die R5 12 Bilder pro Sekunde mit nachgeführtem Autofokus (20 fps mit dem elektronischen Verschluss), während die 5D IV „nur“ 7 fps erreichte. Für den Autofokus wird kein separater Sensor, sondern der eigentliche Bildsensor genutzt. Probleme mit Front-/Backfokus gehören damit der Vergangenheit an und die Autofokusfelder decken einen viel grösseren Bereich des Fotos ab. Zudem wird dadurch auch ein viel intelligenteres Fokussystem möglich: So erkennt die R5/R6 die Augen von Säugetieren und Vögeln, was in der Tierfotografie schon fast an eine Revolution grenzt.
Gehäuse, Handhabung und mehr:
Spiegellose Systemkameras können durch den Wegfall des Spiegels kompakter gebaut werden als DSLRs, wodurch auch eine Gewichtsersparnis möglich ist. Die Kameras im Profisegemt sind jedoch dennoch robust gebaut und lassen sich zu einem hohen Grad konfigurieren – ganz wie man das von DSLRs gewohnt ist. Durch den Betrieb des elektronischen Suchers werden jedoch die Akkus merklich schneller entleert als bei Spiegelreflexkameras – es empfiehlt sich daher definitiv ein paar Ersatzakkus dabei zu haben.
Fazit:
Ich habe persönlich sehr gute Erfahrungen mit dem Wechsel auf das Spiegellose System gemacht und in meinen Augen überwiegen die Vorteile ganz klar. DSLRs werden sicher nicht in den nächsten 2-3 Jahren gänzlich vom Markt verschwinden, doch ich denke es ist klar, dass die Zukunft woanders liegt…
Etwas ausführlicher gehe ich auf das Thema noch im unten stehenden Video ein. Viel Spass beim Betrachten!
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