Welche Aufnahmetechnik eignet sich für die Vogel- und Tierfotografie am besten? Alle Methoden haben ihre Vorteile und Nachteile und je nach Situation benötigt man mehr Stabilität, Flexibilität und Beweglichkeit oder eben eine tiefe Perspektive. Heute teile ich meine Erfahrungen aus der Naturfotografie mit euch.

Freihand oder Fotografieren ab Stativ: Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile.

Gerade wer viel mit schweren Festbrennweiten unterwegs ist, wird die Vorteile eines Statives definitiv zu schätzen wissen. Es erspart einem nicht nur Rücken- und Oberarmschmerzen, sondern kann auch die Fotografie deutlich verbessern: Durch die ruhigere Aufnahmeposition werden weniger Fotos verwackelt, der Bildausschnitt kann präziser gestaltet werden und auch der Autofokus ist treffsicherer. 

Ein Stativ setzte ich daher primär dann ein, wenn ich meine Position über längere Zeit nicht verändern muss. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn ich in einem fest eingerichteten Tarnversteck oder aus einem Tarnzelt heraus fotografiere. Gerade bei scheueren Arten ist hier auch ein entscheidender Vorteil, dass die Kamera auf dem Stativ über längere Zeit ruhig ist und die Vögel so weniger stört.

Der klassische Einsatz für das Stativ: Das Tarnzelt

Damit man die Vorteile des Stativs auch wirklich ausschöpfen kann, muss dieses natürlich sowohl zur Ausrüstung als auch zum eigenen Vorgehen passen. Was meine ich nun damit? Ganz knapp gesagt, muss das Stativ stabil genug sein, dass schwere Teleobjektiv auch in Extremsituationen gut unterstützen kann. Ist das Fotografieren oft mit langen Fussmärschen zur Location verbunden, so sollte man auch das Gewicht des Stativs im Kopf behalten. Das Thema „Stativ & Stativkopf“ ist aber relativ umfangreich, so dass ich hier nicht weiter darauf eingehen möchte. In meinem E-Book „Vogelfotografie – Der Guide zu besseren Vogelfotos“ habe ich diesem Thema einige Seiten gewidmet.

Bewege ich mich frei im Gelände umher, so fotografiere ich freihand. Dies ist oft der Fall, wenn ich durch ein Naturschutzgebiet schlendere, einem See entlang laufe oder in den Bergen wandere. Meist habe ich die Kamera griffbereit, sollte sich auf einmal ein Motiv blicken lassen. So sind mir schon eine Aufnahmen gelungen, besonders von Greifvögeln oder anderen „Überraschungsgästen“. Hier empfiehlt es sich auf eine stabile Aufnahmeposition zu achten, den Bildstabilisator einzuschalten und natürlich das Serienbild zu aktivieren, um möglichst viele scharfe Fotos nach Hause zu bringen.

In eher ungeplante Situationen (in diesem Fall auf dem Rückweg zum Auto) kann man freihand schnell reagieren – auch mit einem 600mm f/4

Auch bei den Steinböcken und Gämsen hat sich diese Vorgehensweise bewährt, denn diese Tiere verweilen meist nicht lange am gleichen Ort, sondern sind stets in Bewegung. Wenn ich freihand fotografiere bin ich sehr flexibel und kann meine Position schnell anpassen, so dass auch der Hintergrund jeweils möglichst gut passt. 

Im Gelände empfinde ich ein Stativ meist als hinderlich – besonders wenn die Motive nicht lange still stehen. Hier bleibt das Stativ meist auch zu Hause.

Für die bodennahe Aufnahme von Limikolen, Enten und anderen Wasservögeln gehe ich jedoch noch einmal anders vor. Hier kommt bei mir der sogenannte Bohnensack zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Beutel aus Polyester (oder einem anderen Material), der wahlweise mit Kunststoffgranulat, Reis, Kirschkernen oder eben Bohnen gefüllt wird. Legt man nun das Objektiv darauf, so hat man eine relativ stabile Unterlage, die trotzdem ein schnelles Verändern der Aufnahmeposition ermöglicht. Ihr könnt euch euren Bohnensack entweder selbst herstellen oder den von mir empfohlenen nutzen (Affiliate Link): https://amzn.to/3rW6iCX

Gerade für das Fotografieren von Limikolen ist der Bohnensack für mich unverzichtbar. Foto: Roger Bolliger
Sichelstrandläufer, mit liegend ab der Isomatte und Bohnensack fotografiert.

Wenn man in einer Umgebung mit etwas höherer Vegetation fotografiert, so ist man nun oft „zu tief“ und ein Teil des Vogels wird vom Gras verdeckt. Je nach Situation „stelle“ ich den Bohnensack erst einmal auf, um etwas an Höhe zu gewinnen. Sollte dies noch immer nicht ausreichen, so verwende ich häufig meinen Fotorucksack als XXL-Bohnensack.

Soll die Aufnahmeposition doch etwas höher sein, so nutze ich meinen Fotorucksack als Unterlage. Foto: Lucía Villarroya-Villalba

Etwas ausführlicher diskutiere ich dieses Thema zudem noch in dem folgenden Video (aus 2021, aber inhaltlich hat sich nichts geändert).

4 Responses

  1. Hallo Herr Fopp!
    Ihr Video über Stativ, Bohnensack oder Freihand hat mir sehr gut gefallen. Ich beschäftige mich auch relativ viel mit der Vogelfotografie und ich muss sagen,dass mir das Einbeinstativ , ausser bei Freihand, am meisten geholfen hat.
    Viele Grüsse aus Tirol!
    Alfred Holzhammer

    • @ Alfred Holzhammer
      Genau! Ein absolut zutreffender Hinweis, den ich voll und ganz unterstütze. Das Einbeiner hat mir auch beim Digiscoping immer sehr geholfen. Das heißt: Wenn man an einem analogen Spektiv der Oberklasse eine DSLR adaptiert, wobei natürlich (fast) alles ohne Automatik zu funktionieren hat, so wie in „alten Zeiten“. Freihand (z.B. bei Flugaufnahmen) funktioniert im Zweifel trotzdem (zumindest bei einem Karbonstativ). Ich habe damit selbst Airshows dokumentiert. – Fotografie ist wie das Leben selbst ein Kompromiss. Man(n) muss für sich selber entscheiden, wo die „rote Toleranzlinie“ verläuft, bei der Input und Output noch vertretbar verhältnismäßig sind. Am Ende entscheidet immer das Ergebnis. That’s life!

      Viele Grüße aus Bad Homburg
      Robert Bauer

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